Kulturland - komplexe Herausforderungen

Die Bestände der Kulturlandarten haben stark abgenommen in den letzten Jahrzehnten - bei den Vögeln, aber auch bei den Insekten und Pflanzen. Lichtblicke gibt es dank der Bemühungen einzelner Landwirte und der Zunahme von Greifvögeln.

Rund 36 % der Fläche der Schweiz wird landwirtschaftlich genutzt, im Mittelland sogar mehr als die Hälfte. Flächenmässig ist das Kulturland somit der bedeutendste Lebensraum der Schweiz. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die landwirtschaftliche Nutzung stark intensiviert, was zu einem dramatischen Rückgang der Vögel des Kulturlandes führte. Etliche Vogelarten hatten sich zuvor über Jahrtausende auf halboffene, strukturreiche Kulturlandschaften spezialisiert und kommen entsprechend nur dort vor.

Rückgang der Kulturlandarten

Während die Vogelbestände im Wald, in den Feuchtgebieten, in den Alpen und im Siedlungsraum seit den Neunzigerjahren zunahmen oder mehr oder weniger stabil blieben, gingen sie im Land-wirtschaftsgebiet deutlich zurück. Bei den 27 Arten, für welche die Landwirtschaft eine besondere Verantwortung trägt, hat sich der Bestand zwischen 1990 und 2016 mehr als halbiert!

Besonders betroffen sind die Wiesenbrüter. Wie es der Name schon sagt, nisten sie am Boden, gut geschützt durch ihr tarnfarbenes Gefieder. Wachtel, Wachtelkönig, Feldlerche, Baumpieper sowie Braunkehlchen sind – oder waren – auch im Aargau typische Wiesenbrüter. Das Braunkehlchen brütet heute nur noch in den höheren Lagen der Schweiz, im Aargau ist es als Brutvogel ausgestorben.

Intensivierung der Landwirtschaft

Immer stärkere, schnellere Maschinen, mehr Hofdünger, ein höherer Stickstoffeintrag aus der Luft sowie neue Erntetechniken führen zu immer früheren und häufigeren Grasschnitten, sodass heute im Mittelland vier bis sechs Schnitte pro Jahr normal sind. Für die Vögel bedeutet die Intensivierung einerseits eine reduzierte Nahrungsbasis, denn durch die Überdüngung der Wiesen und die neuen Mähtechniken sind die Insekten stark zurückgegangen. Andererseits geht auch Lebensraum verloren: Der erste Schnitt erfolgt immer früher in der Saison, oft mitten in der Brutzeit der Wiesenbrüter. Unzählige Bruten werden dabei zerstört, und regelmässig werden sogar brütende Altvögel vermäht.

Komplexes Umfeld

Die Landwirtschaft in der Schweiz wird stark reguliert, stark geschützt und stark kritisiert. Neben den aktiven Landwirtinnen und Landwirten nehmen auch die Konsumenten und die Politik wichtige Rollen ein. Das Direktzahlungssystem ist komplex und die Agrarpolitik häufigen Anpassungen unterworfen. Unser Ziel ist es, auf eine nachhaltige, ökologische und tiergerechte Landwirtschaft hinzuwirken und vor allem den Strukturreichtum zu fördern.

Kiebitze im Ackerland

Sein natürlicher Lebensraum - Feuchtwiesen und Moore - ist durch die intensive Landnutzung verloren gegangen. Ausgewichen ins Kulturland, hat der Kiebitz dank Kooperationen von Landwirten und Naturschützenden neue Perspektiven.

weiterlesen

Artenförderung Steinkauz

Der Steinkauz ist in der Nordwestschweiz um das Jahr 1990 herum ausgestorben. Im Elsass und in Südbaden haben aber kleine Bestände überlebt. BirdLife Aargau beteiligt sich am trinationalen Artenförderungsprojekt für den Steinkauz.

BirdLife Schweiz

Milan-Artikel

2019 zeigten wir die Resultate des neuen Brutvogelatlas 2013-2016 zugeschnitten auf den Aargau im Milan. Eine Ausgabe nahm den Lebensraum Landwirtschaft unter die Lupe.

Milan-Artikel

Nationale Agrarpolitik

BirdLife Schweiz engagiert sich seit Jahrzehnten für eine Ökologisierung der Landwirtschaft.

BirdLife Schweiz