Hecken, Einzelbäume, Brachstreifen, Geräteschuppen: Sie alle sind Elemente einer intakten Ökologischen Infrastruktur in der Landwirtschaft. Im Bild: Mehler Feld (Möhlin), Bild: Markus Kasper
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der Schweiz stehen heute auf der Roten Liste. Viele Lebensräume sind auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Verbreitung zusammengeschrumpft. Die Schweiz steht zudem mit nur rund 6 % Schutzgebietsflächen in Europa mit Abstand als Letzte aller Länder da. Der Handelsbedarf ist riesig. Genauso wie es im Verkehr, bei der Bildung oder bei der Energie eine bestimmte Infrastruktur braucht, braucht es auch bei der Natur ein ausreichendes Mass an naturnahen Flächen, die miteinander verbunden sind, damit Tiere und Pflanzen überleben können.
Der Aufbau einer Ökologischen Infrastruktur soll zusammen mit einer naturnahen Nutzung der ganzen Landesfläche und der Artenförderung für die langfristige Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt sorgen. Insbesondere gewährleistet sie in allen Regionen die Sicherung der prioritären und gefährdeten Lebensräume und Arten in überlebensfähigen Beständen.
Die Ökologische Infrastruktur ist ein landesweites, zusammenhängendes Netz von Flächen, welche für die Biodiversität wichtig sind. Das Netzwerk setzt sich aus einem Verbund von Teil-Netzwerken zusammen, die sich auf die Lebensraum-Ansprüche von Arten von nationaler Priorität, auf Lebensgemeinschaften und Ökosysteme abstützen. Sie umfasst nach einheitlichen Kriterien ausgewiesene, ökologisch und räumlich repräsentative Kerngebiete (Schutzgebiete), Trittsteine (kleinere Gebiete) und Vernetzungsgebiete. Diese sind von ausreichender Quantität und Qualität und sind so im Raum verteilt, dass sie von den entsprechenden Arten genutzt werden können.
Die Ökologische Infrastruktur trägt den Entwicklungs- und Mobilitätsansprüchen der einheimischen Arten Rechnung und sichert langfristig die Funktions- und Erneuerungsfähigkeit der Lebensräume, auch unter sich verändernden Bedingungen wie beispielsweise dem Klimawandel. Die Kerngebiete umfassen mindestens 17% der Landesfläche, zusammen mit den Trittsteinen und Vernetzungsgebieten rund einen Drittel. Die Ökologische Infrastruktur der Schweiz soll auch mit den grenznahen Schutzgebieten und ökologischen Korridoren im benachbarten Ausland verbunden sein.
Die Ökologische Infrastruktur ist ein zentrales Element der Umweltpolitik. Der Bundesrat hat deren Umsetzung mit der Strategie Biodiversität Schweiz 2012 beschlossen. Sie soll vollumfänglich und verbindlich in die raumplanerischen Instrumente integriert und umgehend und sektorübergreifend umgesetzt werden. Das Netzwerk wird auf nationaler, kantonaler und lokaler Ebene geplant und umgesetzt. Die Ökologische Infrastruktur trägt auch massgeblich zur Sicherung wichtiger Leistungen der Ökosysteme für Gesellschaft und Wirtschaft und zur Förderung der Landschaftsqualität bei.
BirdLife Schweiz, seine Kantonalverbände und lokalen Sektionen engagieren sich von der Gemeinde bis zum Bund dafür, dass die Ökologische Infrastruktur umgesetzt wird.
In der Antwort auf die Interpellation Pfisterer vom 18. Dezember 2019 hat der Aargauer Regierungsrat aufgezeigt, welche Gebiete für die Natur nötig wären, um den Biodiversitätsverlust im Aargau zumindest zu stoppen: 29 % der Kantonsfläche. Aktuell gibt es aber nur 17 % natürliche und naturnahe Flächen im Aargau. Es braucht also zusätzlich 16‘848 Hektaren für die Natur.
Um Erfolg zu haben, muss die Ökologische Infrastruktur gleichberechtigt sein wie andere Infrastrukturen, zum Beispiel die Verkehrsinfrastruktur. Das bedeutet, dass es mehr finanzielle Mittel braucht und vorsorglichen Landerwerb für Naturschutzflächen sowie eine Festsetzung im Richtplan. Es braucht mehr feuchte Lebensräume, ein strukturreicheres Kulturland, mehr Naturflächen in Siedlungsraum und mehr Naturschutzflächen im Wald.
Quelle: BirdLife Schweiz, BirdLife Aargau
Bis 2023 veranstaltet BirdLife Aargau jährlich einen Wettbewerb, in welchen es CHF 4'000 zu gewinnen gibt. Prämiert werden umsetzungsreife Projekte für eine verbesserte Ökologische Infrastruktur. Lassen Sie sich inspirieren!
Weitere Informationen gibt's hier
Im ersten Milanartikel 2020 geht es um die Rolle der BirdLife-Sektionen bei Erhaltung und Ausbau der ökologischen Infrastruktur in der Schweiz.
Im zweiten Milanartikel 2020 geht es um die Ökologische Infrastruktur im Aargau und um die nötigen Flächen zum Erhalt der Biodiversität in unserem Kanton.
Im dritten Milanartikel 2020 geht es um konkrete Projekte der Ökologischen Infrastruktur in Bezug auf Arten, die an trockene und nährstoffarme Standorte gebunden sind.
Im vierten Milanartikel 2020 geht es um zwei Tierarten, die auf eine ganz bestimmte Ökologische Infrastruktur angewiesen sind - schaffen Feldhase und Feldlerche das Comeback im Kulturland des Aargau's?
Im ersten Milanartikel 2021 thematisieren wir eine ganz spezifische Form von Feuchtgebieten. In der Westschweiz gibt es ein Pionierprojekt zur Limikolenförderung, welche in dieser Form auch im Aargau denkbar wäre.
Im zweiten Milanartikel 2021 geht es um eine Form von Ökologischer Infrastruktur, welche uns Menschen besonders naheliegt: Es sind die kleinen aber feinen Naturäume mitten in unserem Siedlungsgebiet.
Im dritten Milanartikel 2021 geht es um den Wald und seine Rolle in einer ökologischen Infrastruktur. Ein erfahrener Förster erklärt wie eine nachhaltige Bewirtschaftung eines Waldes aussehen kann.
Im vierten Milanartikel 2021 steht die Strukturenvielfalt in der Landschaft im Fokus und wieso uns die Natur für mehr Unordnung danken wird.
Im ersten Milanartikel 2022 erzählt Werner Müller, ehemaliger Geschäftsführer von BirdLife Schweiz, über die Geschichte von BirdLife International.
Die neue Kampagne von BirdLife Schweiz 2020-2024 widmet sich der Ökologischen Infrastruktur.
Gemeinsam mit den Kantonen, mit Forschungsanstalten und mit weiteren Naturschutzorganisationen hat BirdLife die Fachgruppe Ökologische Infrastruktur gegründet.
Dieser Faltflyer thematisiert die Wichtigkeit einer intakten ökologischen Infrakstruktur für die einheimische Tierwelt am Beispiel des Wiesels und lädt zu einer Entdeckungsreise ein.
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