Haussperling

Trotz seiner weltweiten Verbreitung und seiner beispielhaften Anpassungsfähigkeit nehmen die Bestände des Spatzes ab. - Ein Grund für den Vogelschutz, genauer hinzuschauen.

Haussperling © Kai Rösler

Der Haussperling (Passer domesticus), umgangssprachlich auch Spatz genannt, gilt als Kulturfolger, der seine Wohnung und Nahrung am liebsten in der Nähe des Menschen sucht. Haussperlinge sind Vegetarier. Sie ernähren allerdings ihre Jungen in den ersten Tagen fast ausschliesslich mit Insekten, Raupen und anderer tierischer Nahrung. Hausperlinge sind daher in verschiedener Weise von den Veränderungen in der Landwirtschaft, aber auch in unseren Gärten betroffen.

Was den Spatz stört ist auch für viele andere Arten ein Problem

Die Industrialisierung der Tierhaltung, das Fehlen von Misthaufen oder kleinräumigen Tierhaltungen mit vielfältigen Möglichkeiten an Körner aber auch an Insekten zu gelangen, erschwert dem Haussperling den Alltag. Die Landwirtschaft, in der man durch saubere Dreschmethoden, sofortigen Umbruch von Stoppelfeldern und den Einsatz von Pestiziden zu höheren Erträgen gelangen will und auch naturfern gestaltete Gärten tragen ebenfalls zu diesem Problem bei.

Ein Rückgang lokaler Bestände ist auf fehlende Nistmöglichkeiten in und an Gebäuden, vor allem unter Dächern, zurückzuführen. Gebäudesanierungen verhindern leider sehr oft, dass Sperlinge weiterhin eine Brutnische finden können. In England musste die Art sogar in die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten aufgenommen werden. In der Schweiz sind die Bestände gebietsweise seit 1980 um 20 bis 40% zurückgegangen.

Botschafter für mehr Natur im Siedlungsraum

Mit einfachen Massnahmen kann dem Hausspatz geholfen werden. Wichtig ist es, bei Renovationen die Einschlupflöcher und Brutnischen zu erhalten oder durch Nisthilfen zu ersetzen. Auch an neuen Gebäuden können Nistmöglichkeiten integriert werden. Begrünte Wände dienen als Nist- und Schlafplätze. Mit Blumenwiesen und einheimischen Büschen und Sträuchern kann das Nahrungsangebot in Form von Sämereien und Insekten in Gärten und öffentlichen Räumen wieder erhöht werden. Auf Pflanzenschutzmittel und andere Gifte sollte verzichtet werden. Von diesen Massnahmen profitiert nicht nur der Haussperling, sondern allgemein die Biodiversität im Siedlungsraum.

Aktiv werden

BirdLife Schweiz hat bereits eine umfangreiche Ideensammlung aufgeschaltet für Massnahmen die den Spatzen und damit vielen anderen Vogel- und Tierarten helfen.

Vögel und Bauen - Natur rund ums Haus

BirdLife Schweiz stellt auch eine Anzahl vertiefender Materialien zum Haussperling zur Verfügung. Hier finden Sie:

Das Merkblatt für Nisthilfen für Höhlenbrüter als PDF.

Ein kurzes, übersichtliches Arbeitsheft zum Haussperling. Die Lösungen dazu können über uns bezogen werden. Kontakt

 

 

 

 

Wissenswertes

Einst verehrt, dann verfolgt
In der Antike wurde der Haussperling verehrt, der Gott Asklepios soll ihn gar heilig gesprochen haben. Allerdings änderte sich der Ruf des Haussperlings im Laufe der Zeit und er wurde als Schädling im Getreidebau angesehen. Dies gipfelte in China unter Mao Tse-tung darin, dass auf seinen Befehl hin annähernd 2 Milliarden Tiere getötet wurden, was eine Insektenplage zur Folge hatte.

Ein unauffälliger Genosse

Der in den Farben eher unauffällige Haussperling erreicht eine Grösse von 14-15 cm. Der Körnerfresserschnabel ist beim Weibchen ganzjährig braun gefärbt, beim Männchen im Sommer schwarz. Das Männchen hat ein kontrastreicheres Gefieder mit dunkler Kehle, schwarzem Brustlatz und grauer Kopfplatte, wohingegen das Weibchen unscheinbar braun-beige gefärbt und fein gezeichnet ist. Jungvögel unterscheiden sich vom Weibchen lediglich durch den gelben Schnabelwinkel und ein etwas gelblicheres Federkleid. Der verwandte Feldsperling, bei dem beide Geschlechter gleich gefärbt sind, hat eine braune Kopfplatte und einen schwarzen Wangenfleck.

Weltenbummler
Ursprünglich in der Paläarktis beheimatet, ist der Haussperling heute bis auf wenige Ausnahmen auf der ganzen Welt anzutreffen. Er folgte dem Menschen auf seinen Reisen oder wurde absichtlich auf anderen Kontinenten eingebürgert. Als anpassungsfähiger Kulturfolger ist er überall dort anzutreffen, wo er Nist- und Nahrungsmöglichkeiten vorfindet. Optimale Lebensräume sind Dörfer, Vorstadtbezirke, Gartenstädte oder Stadtzentren mit grossen Parkanlagen. Der Haussperling ernährt sich vorwiegend vegetarisch (Samen von Wildpflanzen, Getreide, Beeren, Früchte, usw.). Nur zu einem Drittel besteht seine Nahrung u.a. aus Blattläusen, Spinnen und Faltern. Während der Fortpflanzungszeit steigt der Anteil an Insekten, da die Jungvögel proteinreiches Futter benötigen.

In unseren Breitengraden ist der Haussperling praktisch ein reiner Höhlenbrüter. Er nistet – oft kolonieweise – in Nischen und Höhlen an Gebäuden, in Nestern von Schwalben oder Nistkästen.
In einer Kolonie sind die Nester in der Regel mindestens 50 cm voneinander entfernt, da sich die Paare ansonsten gegenseitig durch ständiges Balzen, Inspizieren der Nester und Stehlen von Nistmaterial stören.  Der Haussperling kann bis zu drei Jahresbruten aufziehen, die Gelege enthalten 4-6 Eier.

Quelle: SVS/BirdLife Schweiz