Nährstoffarme Flächen bieten Lebensraum für anspruchslose Pflanzen und eine grosse Anzahl Insekten. Die Pflanzen sind auf die Störungen, die auf solchen Flächen üblich sind, gut vorbereitet.
Ruderalflächen (lat. rudus=Schutt) sind natürliche Böden, die weder gedüngt, noch mit Gartenerde, Komposterde oder Torf aufgewertet sind. In den meisten Fällen besteht die Basis aus Kies, welches verschiedene Steingrössen umfasst und auch einen Anteil an Sand beinhalten kann. Auf diesem Untergrund entwickelt sich eine Pflanzengemeinschaft, welche der natürlichen, lokalen Vielfalt entspricht.
Auf Ruderalflächen entstehen unter anderem Pioniervegetationen – sie wachsen, wenn (noch) keine andere Vegetation da ist und keine Konkurrenz durch andere Pflanzen besteht. Zufallskeimer nutzen die Gunst der Stunde und das freie Feld. Während dieser Anfangsphase gibt es viele offene, unbesiedelte Bodenflächen ohne organisches Material. Das gefällt einer artenreichen Bodenfauna mit Feldheuschrecken, Laufkäfern, Bodenspinnen, Ameisen, Grabwespen und Wildbienen.
Die Pflanzen, die auf den Ruderalflächen gedeihen, zeigen einige typische Anpassungen an den speziellen Lebensraum: Sie leben relativ kurz, wachsen am Anfang schnell und bringen innert Kürze eine Unmenge an Samen hervor. Diese sind darauf ausgelegt, grosse Distanzen zu überwinden und neue Pionier-Lebensräume zu besiedeln. Haare, Widerhäkchen und Flügel helfen ihnen dabei. Die Strategie der Pioniere lautet also: wenig Konkurrenzkraft, dafür viel Nachwuchs in kürzester Zeit, der sich neue Ruderalstandorte erschliesst.
Wiederholte Störungen bringen diese Vegetation aber auch rasch wieder zum Verschwinden. Natürlicherweise geschieht dies durch Waldbrände, Erdrutsche oder im Auengebiet nach Hochwassern. Heute begegnen wir Ruderalflächen vermehrt im urbanen Raum, beispielsweise auf Industriebrachen. Sie entstehen unter anderem auch auf Initiative von lokalen Naturschutzvereinen, auf Verkehrsbegleitflächen und in grösserem Umfang auf Schuttplätzen oder in Kiesgruben. Aber auch auf ganz winzigen Flächen können Ruderalpflanzen gedeihen. So beispielsweise auf den schmalen Streifen zwischen Kieswegen und Äckern oder an unbewachsenen Stellen in Blumentöpfen.
Möchten Sie mehr erfahren? Wir haben ein schönes Faltblatt zur Ruderalfläche.
Hier steht es für Sie zum Download bereit. (Bitte beachten Sie, dass das Faltblatt für das Format A3 gestaltet ist, bei einem Ausdruck auf A4 wird die Schrift entsprechend kleiner.)
Gerne können Sie das Faltblatt auch bei uns bestellen (solange Vorrat).
Lesen Sie hier über weitere Themen wie Lichtverschmutzung, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pflanzung einheimischer Sträucher vor Ihrer Haustüre.
Statt seine Blätter möglichst flächig nach der Sonne zu orientieren, stehen die Blätter des Kompass-Lattich oft senkrecht zur Sonne und von Norden nach Süden ausgerichtet – daher sein Name. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich die Pflanze so in den exponierten Ruderalstellen vor zu grosser Wasserverdunstung schützt.
Weil sich die typischen Pionierpflanzen in kurzer Zeit stark vermehren und auch entferntere Standorte erschliessen müssen, haben manche Pflanzen dafür raffinierte Strategien entwickelt. Der Huflattich beispielsweise lässt – ähnlich wie der Löwenzahn – winzig kleine Fallschirmchen vom Wind davon tragen.
Die Ameisenjungfer ist ein graziles, libellen-ähnliches Insekt. Ihre Larve, der Ameisenlöwe, gehört zu den gefürchtetsten Jägern der Kleintierwelt. Sein Trick ist ein Sandtrichter: Zum Trichterbau braucht der Ameisenlöwe höchstens eine halbe Stunde. Dazu gräbt er erst einen runden Graben, den er weiter nach innen vertieft, indem er mit seinen Zangen den Sand bis zu 30 Zentimeter weit wirft. Der Trichter muss so steil sein, dass der lockere Sand sich sofort in Bewegung setzt, wenn sich ein Insekt darauf niederlässt. Am Grund des Bodentrichters lauert der zangenbewehrte Jäger auf Ameisen oder Schmetterlingsraupen, die im lockeren Sand den Halt verlieren.